Der grüne Kaffeestrauch wackelt. Kaffeekirsche für Kaffeekirsche pflückt Gustavo behutsam in seinen gelben Sammelbehälter. Im Nu hat er alle roten Kaffeekirschen gepflückt. Nur die grünen bleiben noch am Strauch und reifen bis zur nächsten Ernte. Auf 1.600 m Seehöhe gedeihen Gustavos Arabica Kaffeepflanzen im Schatten großer Bäume prächtig. Gustavo lebt gracias a dios seit 32 Jahren ohne große Schicksalsstößen mit seiner Familie auf der Finca und kümmert sich um 40.000 Kaffeesträucher. Seine Kaffeebohnen stecken in Café Comam Finca la Florida, ein harmonisch runder Kaffee mit einem schokoladig-fruchtigen Aroma und Geschmacksnuancen nach Kakao, Mango und Weintrauben.

Wir sind im coffeebelt. Es ist eine tropische Region, die sich rund um den Äquator streckt. Er liegt im globalen Süden, dort ist das Klima ist optimal für den Kaffeeanbau. Angenehme 25°C, der Boden ist fruchtbar, die Sonne scheint häufig und auch der Regen kommt nicht zu kurz. Die Trockenzeit lässt auf sich warten, es regnet fast jeden Tag. Gustavo ist froh, um seine großen und bereits alten Nuss- und Guamobäume, die wie ein Dach über seine Kaffeepflanzen wachsen. Sie schützen seine Kaffeeplantage vor den immer häufiger auftretenden Wetterextremen. Sie sind nicht nur ein wichtiger Erosionsschutz für die steilen Hänge, auf denen hier im Hochland von Kolumbien Kaffee angebaut wird, sondern geben den Kaffeekirschen auch genügend Zeit, um ihr volles Aroma zu entfalten. 

Während eine rote Kaffeekirsche nach der anderen in den gelben „coco“ ploppt, zwitschert und zirpt es im Dschungel. Bunte Vögel holen sich die bereits reifen, gelben Bananen von der Staude. Gustavo beobachtet einen Tukan, der in diesen Bäumen sein Nest hat. Der Natur und den Tieren Raum zu geben, ist ihm ein wichtiges Anliegen.

Gustavo ist ein Biopionier unter den Kaffeebauern und arbeitet genau deshalb mit der im Ort ansässigen Umweltkooperative Serraniagua zusammen. Sie haben es geschafft, die Region Serranía de los Paraguas als Naturschutzgebiet zu deklarieren, wo neben dem Erhalt des Regenwalds auch ein nachhaltiger Kaffeeanbau in ökologischen Waldgärten unterstützt wird. In Biofabricas auf den Fincas der Kaffeebauern werden biologische Düngemittel hergestellt. Effektiven Mikroorganismen, Regenwurmkompost, Schalen der Kaffeekirschen und Mineralien werden zu wahrem Gold für die Bauern. 

Gustavo schätzt seine ökologischen Kaffee-Mischkulturen im Schatten der Bäume und weiß, dass seine sensiblen Arabica Kaffeepflanzen so besser an den Klimawandel angepasst sind. Die schattenspendenden Bäume schirmen extreme Sonneneinstrahlung, starke Regengüsse und Kälteeinbrüche ab. Der Ertrag fällt bei dieser Anbaumethode allerdings geringer aus, als bei den häufig zu sehenden Kaffee-Monokulturen. Langfristig gesehen ist Kaffee im Schattenanbau in Waldgärten aber effizienter und vor allem auch ökologischer. Betrachtet man die Ökobilanz von Kaffee, so ist der konventionelle Anbau in Monokulturen für 85 % der Treibhausgase verantwortlich. Grund dafür ist die Rodung von Regenwald, die einen Großteil des gesamten CO2-Fußabdrucks von Kaffee ausmacht. Wenn es um die Klimagerechtigkeit geht, muss daher schon auf den Anbau und die Herkunft von Kaffee geachtet werden. Kaffee, der in ursprünglichen Bergwäldern im ökologischen Schattenanbau kultiviert wird, ist um ein Vielfaches klimagerechter als Kaffee aus Monokulturen. 

Ökologischer Schattenanbau hat Zukunft 

Kaffee ist ein Schattengewächs und wurde traditionell ausschließlich im Schatten großer Bäume in Form von Mischkulturen oder Waldgärten kultiviert. Um höhere Erträge zu erzielen, wird Kaffee heute hauptsächlich in Monokulturen angebaut. Zur Steigerung des Ertrags wird Regenwald gerodet und chemische Spritz- und Düngemittel kommen zum Einsatz. Böden werden ausgelaugt und der fehlende Schutz von schattenspendenden Bäumen führt dazu, dass Kälteeinbrüche als auch Hitzeperioden die Kaffeesträucher beschädigen.

In ökologischem Schattenanbau kultivierter Kaffee hingegen ist klimagerecht, indem er zum Schutz des Regenwalds und der Biodiversität beiträgt. Statt Bäume zu roden, bleibt ursprünglicher Wald erhalten. Die schattenspendenden Bäume schirmen extreme Sonneneinstrahlung, starke Regengüsse und Kälteeinbrüche ab. Die sensiblen Kaffeesträucher sind dadurch vor Wetterextremen besser geschützt. Mischkulturen mit schattenspendenden Bäumen verbessern außerdem die Bodenfruchtbarkeit und dienen als Erosionsschutz für die ohnehin oft sehr steilen Hänge. Gleichzeitig wird Lebensraum für Vögel, Insekten, Pilze und Pflanzen erhalten und geschaffen, der zur Förderung der Artenvielfalt und Biodiversität beiträgt. Aber nicht nur das. Für richtig guten Kaffee ist ein Wald mit anderen schattenspendenden Bäumen unverzichtbar. Denn nur im Schatten haben die Kaffeekirschen genügend Zeit, ihr volles Aroma zu entfalten. 

Leider steht das Bio Gütesiegel nicht explizit für Kaffee aus ökologischem Schattenanbau. Es werden bereits auch Monokulturen biologisch bewirtschaftet. Immerhin ohne Pestiziden aber Bäume werden trotzdem gefällt.